Alt gegen Jung / Alt UND Jung

Sind Generationen-Konflikte überwindbar? (Podiumsdiskussion)

Eine Podiums-Diskussion zum Thema Generationen veranstaltete der Verein SRT-Quadrat am 18. Jänner im Alten Herrenhaus in Pottenstein. Mitdiskutiert haben vier Gäste mit unterschiedlichem Zugang zur Thematik und dem jeweiligen Hintergrund ihrer beruflichen Expertisen. Aufhänger war: „Alt gegen Jung: Sind Generationen-Konflikte überwindbar?“ Rund 50 Personen haben sich zusammengefunden, um mehr Licht in die Sache zu bringen.

Einleitende Worte kamen von Univ.-Prof. DDr. Helmut Detter, Ehrenpräsident von SRT². „Es wird darauf ankommen, wie wir einerseits die Lebensqualität immer älter werdender Generationen sichern, andererseits den Jungen wieder mehr Perspektiven bieten“, so Detter zu Beginn, der die Thematik auch im Rahmen seiner Gesellschaft für Fraktalanalysen (GEFA) behandelt hat.

Dipl.-Päd. Kathrin Bortolotti, Direktorin der Volksschule in Pottenstein, berichtete über die offene und noch sehr zugängliche Haltung der sehr jungen Generation, die sie aus der täglichen Erfahrung gut kennt. „In dieser Altersgruppe werden Dinge noch sehr direkt angesprochen“, so Bortolotti. Erheiternd auch die Zitate aus direkten Gesprächen mit ihren Schülern, wie beispiels­weise: „Wieso stört der Lärm beim Spielen die alten Leute? Die hören ja eh nix!“

Am anderen Ende der Alters-Skala gelte es aber auch zu unterscheiden zwischen „den Alten“ und „den ganz Alten“, betonte Mag. Gregor Herzog, Direktor des Pflegeheims im Berndorfer Theaterpark. „Die ganz alten Menschen haben meist überhaupt keine Probleme mit der Jugend – ganz im Gegenteil – gemeinsame Projekte mit Kindergärten und Schulen haben sehr gute Ergebnisse für ein besseres Verständnis zwischen Jung und Alt gebracht.“ Am ehesten wären „Konflikte“ zu erwarten zwischen denen, die sich gerade noch in eine sichere Pension „retten“ konnten, mit den heute etwa Vierzigjährigen, die befürchten, das nicht mehr auf befriedigende Weise zu schaffen.

DiplPäd. VD Kathrin Bortolotti, Direktorin der Volksschule Pottenstein
Mag. (FH) Gregor Herzog, Direktor des Pflege- und Betreuungszentrums Berndorf
Matthias Rohrer, Studien- und Projektleiter des Instituts für Jugendkulturforschung in Hamburg und Wien
Ingrid Rothensteiner, Obfrau des Generationen-Ausschusses der Marktgemeinde Leobersdorf
Ing. Michael Lipp, Gründungsmitglied SRT²

„Abgesehen von persönlichen Zwisten auf individueller Ebene ist aus soziologischer Sicht ein Generationen-Konflikt heute eher nicht erkennbar“, berichtete Matthias Rohrer, Projekt- und Studienleiter beim Institut für Jugendkulturforschung in Wien und Hamburg. “Speziell der Jugend  und den jungen Erwachsenen stellen sich völlig neue Herausforderungen in Bezug auf Berufs- und Lebensplanung. Häufig glauben sie, dass auf Grund der neuen Entwicklungen und des neuen Umfeldes das Wissen der Älteren für sie nicht mehr relevant wäre. Dadurch geht aber auch sehr viel gesellschaftliche Lebenserfahrung verloren!” Und auf zwei weitere wesentliche Punkte weist er hin: „Es fehlt häufig an politischen Rahmenbedingungen, oft wird über Zukunftsthemen entschieden, ohne die betroffene Generation mit einzubeziehen! Meinungsbildung passiert jedoch immer miteinander. Manchmal geht es einfach nur darum, an etwas beteiligt zu sein, gefragt zu werden.“ Die Veranstaltung wurde auch als Anlass genommen, den Kontakt mit der Jugendinitiative Triestingtal zu vertiefen, von der ebenfalls Vertreter im Publikum anwesend waren.

Direkte Praxis-Einblicke kamen von Ingrid Rothensteiner, Obfrau des Generationen-Ausschusses in Leobersdorf. „Natürlich gibt es in der Praxis immer Konflikt-Potenzial – aber es kommt auch darauf an, wie man miteinander umgeht.“ Und sie berichtet von Fällen, wo sich ihre jugendlichen Gesprächspartner dafür bedankt haben, dass man „ganz normal“ mit ihnen über die problematischen Punkte gesprochen hat.

Interessante Impulse kamen auch aus dem Publikum: die unterschiedlichen Situationen in städtischen und ländlichen Bereichen wurden angesprochen, die Wichtigkeit familiärer Konstellationen, aber auch die große Bedeutung politisch gesetzter Rahmenbedingungen wurden von den Besuchern auf sehr sachliche Weise thematisiert.

Die Veranstaltung, die zusammen mit der Marktgemeide Pottenstein ermöglicht wurde, war ein nächster Schritt bei der Umsetzung der Vision von SRT²: die gemeinsame Suche nach Wegen in eine blühende, sich weiterentwickelnde, lebenswerte Region. In diesem Sinne wurde mit Podiums-Gästen und Besuchern ins Auge gefasst, weitere Aktivitäten zur Generationen-Thematik auszuarbeiten.

Radio-Beitrag vom 23. Jänner 2018: Gerhard Pellegrini im Gespräch mit Helmut Detter und Michael Lipp